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Grossmutter Huser

Die Frieda Huser-Storrer Story

Über Frieda Huser-Storrer zu berichten ist gar nicht so leicht. Nicht etwa weil es so wenig über sie zu berichten gäbe, denn gerade das Gegenteil trifft hier zu. Mit allem was man über dieses „Quecksilber“ weiss, könnte man ein ganzes Buch schreiben und das wäre dann erst noch auf jeder Seite voller Kurzweile. Anfangen könnte man am 1. Januar 1893 in Zürich. Dort am Tag der „Stadtvereinigung“, lernte Friedas Vater Friedas Mutter kennen. Der stramme Wagenführer Storrer lenkte nämlich an diesem merkwürdigen Tage sein Rösslitram durch die nun zu „Grosszürich“ gewordene Stadt. Auf seinem Wagen war an diesem Tage eine solche „Mosterei“, dass ein junges hübsches Fräulein beinahe erdrückt worden wäre. Storrer rettet das zarte Ding, indem er es vor sich hin stellte, wo es zwischen seinen starken Armen, welche die Zügel führten, geschützt war.

Die Frieda aber, die gab es aber erst drei Jahre später, den sie kam am 11. Juni 1896 zur Welt. Als am 17. September 1900 das Rösslitram aufgehoben wurde, zog die Familie an den Katzensee und übernahm dort die Wirtschaft und Eishandlung „Waldhaus“. In dieser Wirtschaft ist die Frieda aufgewachsen, in dieser Wirtschaft hörte die Frieda auch die Musik, welche die Storrer-Brüder machten und den Vater dazu jodeln. In einer Wirtschaft lernte die Storrer-Frieda auch den Franz Huser kennen. Franz war ein Waisenkind, das seine 19 Geschwister gemeinsam aufgezogen hatten.

Seine Eltern, es waren „Fahrende“ und lebten vom Pferdehandel und Musikmachen, waren in der Nähe von Engelberg verunglückt, als Franz gerade drei Monate alt war. Das einzige, was dem Franz von seinen Eltern blieb, war das Talent zum Musikmachen. Schon das erste Mal, als Frieda den Franz „örgele“ hörte, war sie rettungslos verloren. Für sie gab es ihr ganzes Leben lang keinen besseren Musikanten als ihren Franz.

Es ist deshalb auch kein Wunder, dass sich Frieda ihren Franz sicherstellte. Als 18jährige verstand sie es schon meisterhaft mit ihren weiblichen Reizen, aus dem schüchternen und ruhigen Jüngling einen Mann zu machen. Franz war ja dann auch gerade in der Rekrutenschule, als die Hochzeitsglocken geläutet werden mussten. Es passierte schon etwas, denn noch in der RS komponierte der Fränzel seinen wunderschönen Walter „Mamma“.

Am 9. März 1916 bekam die Frieda zu ihrem Franz hinzu ein Fränzli, und weil sie sich dachte, auch der Fränzli müsste ein Friedeli haben, bestellte sie beim Storch ein solches und das wurde ihr im 1918 auch prompt geliefert. Weil Frieda schon immer etwas übrig hatte für die „schönen alte Brüüch“ wurde am 1919 Trudi und 1921 der Toni getauft. Im Jahre 1924 hatte die Frieda das Gefühl, sie habe etwas versäumt. Darum liess sie in diesem Jahre am genau gleichen Tage das Gritli und das Rosi taufen. Als dann im Jahre 1932 die Zwillinge auch schon in die Schule gingen, fand die Frieda, es wäre im Hause doch schon ein wenig zu ruhig und bestellte daher, so quasi als Dessert, ein Ideli, welches aber bis zum heutigen Tage von der ganzen Familie nur „Pupi“ genant wird.

Der Franz und die Frieda haben aber nicht nur Kinder, sie haben aber auch Musik gemacht. Zuerst waren sie ein Duett, wurden ein Trio und dann ging es über das Quartett, Quintett, Doppelquartett bis zum Orchester. 

Allerdings hatten sie es nicht immer leicht, denn sie wurden auch, wie alle damals, von der Krise betroffen. Auch mit dem Wohnen hatten sie manchmal ihre liebe Not. Wer wollte schon an so eine kinderreiche Familie vermieten. Sie waren Ende der zwanziger Jahre recht froh, dass sie von verwandten zwei Wohnungen bekommen konnten, sonst hätten sie nicht gewusst, wo sie ein trockenes Plätzlein hätten finden können. Doch davon abgesehen, Frieda war immer aktiv. Sie versah den Haushalt, war besorgt um die Kinder und stand doch täglich neben ihrem Mann, mit einem Musikinstrument in der Hand, vor einem Publikum. Dabei spielte sie auch den Clown, den weiblichen Komiker. Sie sang Couplets, erzählte Witze, brachte aber auch Lieder, wie zum Beispiel „Der letzte Postillon vom St.Gotthard“. Sie hatte eine ganz eindrucksvolle tiefe Stimme.

Eigenartigerweise war es ihr am wohlsten, wenn sie auf der „Reise“ war, das heisst, wenn in kurzen Intervallen in immer wieder anderen Spielorten aufgetreten und musiziert wurde. Sie war ein richtiger Wandervogel, und nicht umsonst wurde ihr Familienorchester später auch „Die Wandervögel“ genannt. Das Orchester „Wandervögel“ gehörte dann auch bald zu den erfolgreichsten der volkstümlichen Ensembles und immer mehr rutsche es auch in Sachen Finanzen zu der Gruppe der „Gutverdiener“.

Doch wie es geht, die Kinder wurden gross, sie wurden selbständig. Der Franz und der Toni gründeten eigene Kapellen. Eines um das andere der Mädchen heiratete. Aus dem Trudi Huser wurde ein Trudi Böckli, übrigens eine erstklassige Jodlerin. Es gab jetzt eine Familie Boll-Huser, Bläuer-Huser und Frommherz-Huser. Es kamen Enkel, 19 insgesamt und damit neue Freuden für die Frieda. Aber auch das Leid fand seinen Weg zu der tapferen Mutter. Ihr „Handorgelkönig“ wurde krank und am 31. Oktober 1953 gab Frieda in einem Inserat bekannt, dass der liebe Gott ihren Gatten nach langer, geduldig ertragener Krankheit jedoch unerwartet rasch, im Alter von 58 Jahren , zu sich in die ewige Heimat abberufen hatte. Nach dem Heimgang ihres Idols war es der Frieda ein grosser Trost, dass sich ihre Buben, der Franz und der Toni, zusammengetan hatten und als „Huserbuebe“ den Menschen mit ihrer Musik weiterhin Freude machten. Bei ihnen tauchte sie „all pot und bald wieder“ auf, stieg sie ihren Sprösslingen aufs Podium, nahm die Bassgeige zur Hand und spielte, schwenkte, drehte und klopfte auf und mit ihrem Instrument im Takte so, dass der ganze Saal vor Vergnügen kreischte und schrie.

Ja, das hatte die Frieda los, sie konnte Betrieb machen wie keine zweite. Sie verlernte das nie. Wie viele haben ihr das noch nachgemacht. Frieda war die erste, die mit der Gitarre und der Bassgeige während des musikmachens Schabernack trieb. Schon seit sie mit ihrem Franz auftrat, und das war schon im ersten Weltkrieg, liess sie ihre Bassgeige tanzen. Paul Moser von den „Moserbuebe“, Aschi Dietrich von den „Masimas“ der „Tschagomo“ und auch der Rico Peter von der „Liricos“ habe es ihr nachgemacht. Frieda Huser ist die „Erfinderin“ von diesem „Showteil“. 

Im Jahre 1979 konnte man die 83jährige noch im Fernsehen bewundern. Zwei Sendungen wurden ausgestrahlt in denen sie mitwirkte. Das Schweizer Fernsehen machte seine Aufzeichnung im Rafzerfeld und das Deutsche Fernsehen in Berlin. Noch einmal tanzte Friedas Bassgeige, und sie selber lächelte aus 238 Fältchen. Als Paul Kuhn nach dem Auftritt sie noch ein bisschen zu ihr setzte und sie fragte, was ihr den in ihrem langen leben am meisten Freude gamacht habe, da meinte sie: „ Am meisten gefreut hat mich, dass mir mein Mann und meine Kinder es ermöglicht haben, dass ich nie lange am gleichen Ort sitzen bleiben musste. Am glücklichsten bin ich darüber, dass ich den besten Musikanten welche ich je kannte, als Mann bekommen habe. Und froh macht mich, wenn ich sehe, dass alle meine Kinder und Enkel so grosse Freude an der Musik haben“.

Danach wollte der „Show-Master“ noch wissen, ob es auch etwas gäbe, das sie traurig mache und ärgere. „Ja“, sagte Frieda, „mich, macht traurig, dass ich es versäumt habe, meine Kinder zu Musikern ausbilden zu lassen. Sie sind alle so musikalisch und gute Musikanten; was hätte zum Beispiel aus dem Franz und Toni geben können, wenn sie zum Musikstudium gekommen wären? Sehen sie Herr Kuhn, ich ärgere mich jedes Mal, wenn ich daran denke, wie gut der Toni spielt, wie fein seine Kompositionen klingen und wie wenig Anerkennung sein Können eigentlich findet, nur weil er kein „Studierter“ ist.“ 

Nun, Frieda braucht sich nicht mehr zu ärgern, sie ist am Anfang des Jahres, in dem sie den 84. Geburtstag hätte feiern können, sanft eingeschlafen.

HUSERBUEBE 1979 bei einem Fernsehauftritt SF Berlin bei Paul Kuhn

Familienorchester "Wandervögel"

Familienorchester "Huser"

Franz Huser jun.

Mutter Frieda Huser 

Vater Franz Huser 

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